„Gesundheit ist ein Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht lediglich das Freisein von Krankheit und Schwäche“. So definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Gesundheit. Heißt das, dass wir jeden anderen Zustand als Krankheit verstehen und Behandlungen notwendig sind?
Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach.
In diesem Beitrag erklären wir, warum manche Krankheiten dringend behandelt werden müssen und manche zunächst beobachtet werden können. Außerdem zeigen wir dir einige grundsätzliche Arten der Behandlung in der Lungenmedizin.
Die Entscheidung über den richtigen Zeitpunkt und die beste Therapie sollte aber immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit einer Behandlung zu beginnen?
Um diese Frage zu beantworten, muss dein Arzt zunächst die Erkrankung genau diagnostizieren. Wie dein Arzt Erkrankungen diagnostiziert, erklären wir dir in einem anderen Beitrag.
Jede Erkrankung geht mit unterschiedlichen Folgen für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden einher. Genauso unterschiedlich sind die Möglichkeiten, diese Erkrankungsfolgen zu behandeln.
Bei manchen Lungenkrankheiten steht im Vordergrund, zunächst die Symptome zu lindern. Andere Erkrankungen verursachen vielleicht nur geringe Symptome, jedoch verschlechtern sie sich immer weiter, wenn sie nicht behandelt werden. Genau das soll durch eine Behandlung verhindert oder verlangsamt werden. Wieder andere Erkrankungen können mit der richtigen Therapie komplett geheilt werden.
Was ist das Therapieziel?
Dein Arzt legt also anhand der Erkrankung gemeinsam mit dir ein Therapieziel fest. Ein Therapieziel kannst du dir vorstellen wie eine Vereinbarung zwischen dir und deinem Arzt.
In dieser Vereinbarung halten du und dein Arzt fest, was mit einer bestimmten Behandlung erreicht werden soll. Das ist besonders dann wichtig, wenn es sich um eine Erkrankung mit nur wenigen Symptomen handelt.
Manche Medikamente haben Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Diese Nebenwirkungen können manchmal stärker sein als die Symptome deiner Erkrankung. Trotzdem kann es notwendig sein, diese Erkrankung schon dann zu behandeln, wenn die Symptome noch schwach sind.
Bei anderen Erkrankungen genügt es, immer nur dann Behandlungen durchzuführen, wenn du durch die Symptome beeinträchtigt wirst.
Gibt es also überhaupt einen richtigen Zeitpunkt, um mit einer Behandlung anzufangen? Es gibt keinen Zeitpunkt, der für alle Erkrankungen gleichermaßen gilt. Deshalb ist die genaue Diagnose der Erkrankung und das gemeinsame Festlegen eines Therapieziels zwischen dir und deinem Arzt so wichtig.
Ob jede Erkrankung auch immer eine Behandlung nach sich zieht, beantworten wir dir jetzt.
Heißt Erkrankung auch immer Behandlung?
Der Arzt, der aus deinen Symptomen eine Erkrankung diagnostiziert, muss dafür viele Untersuchungen durchführen. Für die Ergebnisse aus diesen Untersuchungen gibt es einen Normalbereich.
Normalbereich bedeutet, dass in einer großen Gruppe von Menschen die allermeisten Werte (in der Regel 95%) in diesem Bereich liegen. Die anderen 5% liegen entweder über oder unter dieser Grenze. Das bedeutet nicht automatisch, dass Personen mit diesen hohen oder niedrigen Messwerten krank sind.
Manche auffälligen Werte oder Befunde verschwinden auch von alleine. Deshalb ist es manchmal richtig, wenn dein Arzt eine Messung kontrolliert und die Werte zunächst beobachtet. So geht dein Arzt sicher, dass es sich nicht um eine einmalige Schwankung handelt. Nicht jeder auffällige Untersuchungswert führt also zur Diagnose einer Krankheit.
Außerdem muss nicht jeder auffällige Wert behandelt werden, wenn eine Erkrankung bei dir diagnostiziert wurde. Die Entscheidung, ob eine Erkrankung bei dir behandelt werden sollte oder nicht, hängt also nicht von einem einzelnen Messwert ab.
Dein Arzt muss gemeinsam mit dir anhand der diagnostizierten Erkrankung und der Untersuchungsbefunde ein individuelles Therapieziel vereinbaren. Das kann eine bestimmte Behandlung sein. Aber auch das Beobachten einer Erkrankung und das Verzichten auf eine Behandlung kann ein mögliches Therapieziel sein.
Wann also abwarten und wann sind Behandlungen sinnvoll? Was sind mögliche Folgen, wenn du eine Erkrankung nicht oder nicht rechtzeitig behandelst?
Werde ich immer kränker, wenn ich nicht rechtzeitig mit einer Therapie beginne?
Deine Krankheit kann ganz unterschiedlich verlaufen. Manche Erkrankungen, wie zum Beispiel Erkältungskrankheiten, verschwinden häufig von alleine. Dafür ist keine besondere Behandlung notwendig. Medikamente gegen Erkältungen lindern die Symptome, aber auch ohne diese Medikamente geht die Erkältungskrankheit vorbei.
Andere Erkrankungen bestehen dauerhaft und gehen nicht von alleine wieder weg. Dein Arzt bezeichnet das als chronische Erkrankung. Bei manchen chronischen Erkrankungen sind die Symptome im Laufe der Zeit unterschiedlich stark ausgeprägt und schwanken. Andere chronische Krankheiten schreiten mit der Zeit voran. Wenn diese Erkrankungen nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden, sind die Folgen für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden umso stärker.
Du kannst zu deinem Gesundheitszustand beitragen, indem du auf dich und deinen Körper achtest. Besprich Symptome rechtzeitig mit deinem Arzt. Für manche Erkrankungen gibt es auch Vorsorgeprogramme. Das bedeutet, dass Untersuchungen durchgeführt werden, um frühzeitig bestimmte Erkrankungen zu entdecken. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn du zu einer Risikogruppe gehörst. Rauchen ist zum Beispiel ein Risikofaktor für verschiedene Lungenerkrankungen.
Wie sehen nun Behandlungen für Lungenerkrankungen aus? Welche unterschiedlichen Arten gibt es?
Behandlungen von Lungenkrankheiten – Diese Möglichkeiten haben wir
Da sich unsere Lunge im Inneren deines Körpers befindet, müssen Medikamente zur Behandlung deiner Lungenkrankheit erst einmal dorthin gelangen.
Daher klären wir nun, auf welche unterschiedlichen Arten diese Medikamente verabreicht werden können und wie die Wirkstoffe in deine Lunge gelangen.
Neben Medikamenten gibt es aber auch noch andere, wichtige Behandlungsmöglichkeiten für Lungenkrankheiten. Auf diese Möglichkeiten gehen wir anschließend noch ein.
Medikamentöse Behandlungen
Genauso, wie wir unterschiedliche Erkrankungen mit unterschiedlichen Erkrankungsverläufen unterscheiden, unterscheiden wir auch bei den Medikamenten unterschiedliche Arten.
Manchmal sind Behandlungen mit Medikamenten nur vorübergehend notwendig. Andere Medikamente nimmst du dauerhaft ein. Das hat damit zu tun, ob deine Erkrankung chronisch ist oder nicht.
Je nach Schwere der Erkrankung passt dein Arzt die Medikamente im Verlauf vielleicht in der Dosis an. Das ist wichtig um die für dich optimale Dosis zu finden. Dabei gilt: so viel wie nötig und so wenig wie möglich.
Dabei ist zu beachten, dass Medikamente auf unterschiedliche Weise wirken und auf unterschiedlichen Wegen an ihren Wirkort gelangen.
Für die Behandlung von Lungenkrankheiten sind vor allem Medikamente zum Einatmen wichtig.
Dadurch gelangen die Medikamente beim Einatmen direkt mit dem Atemstrom an ihren Wirkort in den Atemwegen. Weil du diese Medikamente inhalierst, werden sie auch inhalative Medikamente genannt.
Dein Lungenarzt setzt auch Tabletten und Spritzen bei Behandlungen von Lungenkrankheiten ein, wenn das sinnvoll und notwendig ist. Das hängt von der jeweiligen Erkrankung ab.
Wie aber wirken die inhalativen Medikamente und welche Wirkstoffe kommen zum Einsatz?
Inhalative Medikamente
Über die Atemwege strömt die Umgebungsluft direkt in die Lunge. Somit besteht eine direkte Verbindung von der Umgebung zur Lunge über die Atemwege. Dies ist eine Besonderheit der Lunge im Vergleich zu anderen Organen.
Die Atmung transportiert Medikamente direkt an den Wirkort. Diese inhalativen Medikamente gelangen über die Luftröhre und Bronchien weit in die Lunge hinein, wo die Wirkstoffe der Medikamente ihre Wirkung entfalten.
Je nach Erkrankung sind unterschiedliche Wirkstoffe mit unterschiedlichen Wirkmechanismen notwendig. Damit möglichst viel des Wirkstoffs auch in der Lunge ankommt, ist die richtige Art und Weise des Inhalierens wichtig. Wie du richtig inhalierst erklärt dir dein Arzt oder es wird dir in einer Schulung zur richtigen Inhaliertechnik beigebracht.
Welche Wirkstoffe stecken aber nun in den verschiedenen inhalativen Medikamenten?
Behandlungen mit Kortison zum Inhalieren (Inhalative Corticosteroide, ICS)
Viele Lungenerkrankungen gehen mit einer Entzündung der Atemwege einher. Das wichtigste Medikament zur Behandlung von entzündlichen Atemwegserkrankungen ist Kortison. Besonders wenn du an Asthma leidest, ist Kortison das wichtigste Medikament in deiner Behandlung.
Kortison reduziert auf unterschiedlichen Wegen die Entzündung in deinen Atemwegen. Der Schleim in deinen Bronchien wird weniger zäh, deine Bronchien werden weiter und schließlich bekommst du besser Luft.
Kortison als Tablette ist von Patienten oft gefürchtet. Mit den Tabletten nimmt dein Körper das Kortison im Magen auf, von wo es über die Blutbahn überall in den Körper gelangt. Es wirkt also nicht nur an einem bestimmten Ort, wo die Wirkung erwünscht ist, sondern auch an vielen anderen Orten im Körper, wo es zu Nebenwirkungen führen kann.
Wenn du Kortison inhalierst, gelangt davon kaum etwas in die Blutbahn und den Rest des Körpers, sondern bleibt an seinem Wirkort. Deshalb hat das Kortison zum Inhalieren kaum Nebenwirkungen an Muskeln, Knochen, Augen oder dem Blutzuckerstoffwechsel. Trotzdem ist es wichtig, dass dein Arzt die niedrigste für dich wirksame Kortisondosis findet.
Wenn bei deiner Lungenerkrankung die Entzündung der Atemwege nicht das hauptsächlichliche Problem ist, sind andere Medikamente wichtig.
Behandlungen mit Bronchienerweiterern
Bronchienerweiterer sind Medikamente, die die Spannung in deinen Atemwegen reduzieren. Durch diese Entspannung werden die Bronchien weit. Langwirksame Bronchienerweiterer sind Medikamente, die für 12 Stunden oder mehr wirksam sind. Sie sind für Erkrankungen, wie zum Beispiel die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) wichtig.
Die COPD wird manchmal auch als Raucherlunge oder chronische Bronchitis bezeichnet. Was für eine Erkrankung die COPD genau ist, und wo der Unterschied zu chronischen Bronchitis liegt, erklären wir demnächst in einem anderen Artikel.
Beim Asthma bronchiale setzt dein Arzt langwirksame Bronchienerweiterer zusätzlich zum inhalativen Kortison ein. Dadurch wird gleichzeitig die Entzündung in den Atemwegen und deren erhöhte Anspannung behandelt.
Kurzwirksame Bronchienerweiterer setzt dein Arzt als Notfallmedikament ein. Wenn du das Notfallspray mehrmals in der Woche oder sogar mehrmals am Tag gebrauchst, ist das ein Alarmsignal. Dann ist deine Therapie nicht optimal und sollte von deinem Lungenarzt angepasst werden.
Aber wie genau kommen die unterschiedlichen Wirkstoffe in die Atemwege und was ist dabei zu beachten?
Inhaliergeräte - So kommen die Medikamente an den richtigen Ort.
Sowohl Bronchienerweiterer als auch Kortison zum Inhalieren kannst du durch unterschiedliche Inhaliergeräte inhalieren. Die verschiedenen Inhaliergeräte und die richtige Inhalationstechnik erklären wir jeweils demnächst in anderen Magazinbeiträgen.
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Inhaliergeräten. Bei der einen Art wird der Wirkstoff direkt nach dem Drücken eines Auslösers freigesetzt. Bei der anderen Art wird der Wirkstoff erst freigesetzt, wenn du das Inhaliergerät mit deinen Lippen umschließt und durch das Einatmen einen Luftstrom erzeugt.
Beide Arten von Inhaliergeräten haben Vor- und Nachteile, die wir in einem anderen Beitrag erläutern.
Inhalative Medikamente sind eine Besonderheit bei der Behandlung von Lungenerkrankungen. Bei vielen anderen Erkrankungen werden häufiger Tabletten oder Kapseln verschrieben. Wie bei Erkrankungen von anderen Organen können auch bei Lungenerkrankungen orale Medikamente zum Einsatz kommen.
Orale Medikamente bei Lungenkrankheiten
Medikamente zum Schlucken oder Einnehmen nennen wir orale Medikamente. Orale Medikamente sind Tabletten, Kapseln oder besondere Arten von Tabletten (Kautabletten, Lutschtabletten, Schmelztabletten).
In diesen oralen Medikamenten sind unterschiedliche Arten von Wirkstoffen verpackt. Dazu gehören bei der Behandlung von Lungenerkrankungen besonders Antibiotika, Bronchienerweiterer und Kortison.
Ähnlich wie bei den inhalativen Medikamenten musst du auch hier einiges beachten. Manche Medikamente nimmst du mit den Mahlzeiten ein, andere auf nüchternen Magen. Das wichtigste ist, dass du dich an die Empfehlungen deines Arztes hältst.
Wenn du nicht genau verstanden hast, wie du deine Medikamente richtig einnimmst, frage am besten direkt deinen Arzt.
Neben inhalativen und oralen Medikamenten gibt es noch weitere Arten der medikamentösen Behandlung bei Lungenerkrankungen.
Spritzen - Für schnell oder langsamere Wirkung von Medikamenten
Dein Arzt kann dir auch Medikamente mit einer Spritze verabreichen. Damit gelangen die Medikamente schnell in die Blutbahnen. Manche Spritzen spritzt der Arzt aber bewusst nicht in die Blutbahn, sondern unter die Haut oder in den Muskel. Das kommt ganz auf den Wirkstoff an. Häufig ist es so, dass in die Haut oder den Muskel gespritzte Medikamente langsamer, aber dafür auch länger wirken.
Inhalative Medikamente, orale Medikamente und Spritzen können zur vorübergehenden oder dauerhaften medikamentösen Behandlung deiner Lungenerkrankung notwendig sein. Daneben spielen Impfungen eine weitere wichtige Rolle dabei, bestimmte Erkrankungen zu vermeiden.
Impfungen - Um Behandlungen vorbeugen zu können
Dein Immunsystem ist wichtig um Infekte abzuwehren. Dabei kannst du auf unterschiedliche Arten dein Immunsystem stärken. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, regelmäßiger, gesunder Schlaf und körperliche Bewegung.
Auch wenn du dein Immunsystem gut und regelmäßig stärkst, lassen sich manche Infekte nicht vermeiden. Die meisten Infekte verlaufen aber mild. Manche Infektionskrankheiten verlaufen jedoch auch besonders schwer oder mit vielen Komplikationen.
Gerade wenn du an einer chronischen Lungenkrankheit leidest, bist du besonders gefährdet, einen schweren Verlauf von Infektionskrankheiten zu erleiden. Wenn du zu einer Risikogruppe gehörst, kann es sinnvoll sein, dass du eine Impfung gegen bestimmte Lungenkrankheiten erhältst.
Schutzimpfungen gibt es für verschiedene Bakterien, die Lungenentzündungen verursachen. Diese Impfungen gegen eine Lungenentzündung werden nur alle paar Jahre aufgefrischt. Viren verursachen z.B. die Grippe, die sogenannte Influenza. Besonders bei Menschen mit Lungenkrankheiten verursacht die Virusgrippe schwere Lungenentzündungen. Deshalb empfehlen Ärzte eine jährliche Grippeschutzimpfung.
Die medikamentösen Behandlungsansätze durch inhalative Medikamente, orale Medikamente, Spritzen und Impfungen sind ein wichtiger Baustein in der Behandlung deiner Lungenerkrankung. Die Auswahl und Verordnung der Medikamente erfolgt durch deinen Arzt.
Allerdings stellt dein Arzt die Medikamente nicht selbst her, sondern gibt dem Apotheker mithilfe eines Rezepts eine bestimmte Anweisung.
Behandlungen durch Physiotherapie, Atemtherapie und Sauerstoff
Ähnlich wie dein Arzt über ein Rezept Medikamente verordnen kann, kann er auch andere Behandlungsmaßnahmen verordnen. Diese werden dann durch spezielle Personen ausgeführt, die diese Anweisung deines Arztes entgegennehmen dürfen. Dazu gehören Physiotherapeuten und Atemtherapeuten, aber auch Firmen, die medizinischen Sauerstoff zur Verfügung stellen.
Physiotherapie - Speziell für deine Lunge
Wenn du das Gefühl hast, schlecht Luft zu bekommen, dann hast du vielleicht auch Angst, Sport zu treiben. Sport ist aber wichtig, um deine Lungengesundheit zu verbessern.
Wenn du an einer chronischen Lungenkrankheit leidest und Sport treiben willst, sind Lungensportgruppen eine Möglichkeit für dich. In solchen Gruppen kannst du unter fachlicher Anleitung trainieren. Beim Training werden deine körperliche Belastbarkeit und deine Ausdauer trainiert. Der Trainer wählt geeignete Übungen für die jeweiligen Patienten aus. So verlierst du die Angst vor dem Sport.
Die Sportgruppen betreuen Ärzte oder Physiotherapeuten. Daher sind Lungensportgruppen eine Form der Physiotherapie. Daneben kann ein Physiotherapeut auch mit dir in einer Einzelstunde bestimmte Übungen durchführen und trainieren.
Bei der Auswahl des richtigen Physiotherapeuten bzw. des richtigen Trainingsumfelds unterstützt dich dein Lungenarzt.
Mit einer entsprechenden Verordnung können bestimmte Arten der Physiotherapie zumindest teilweise auch von der Krankenkasse bezahlt werden.
Neben der Physiotherapie, die sich eher allgemein auf den ganzen Körper bezieht, spielt bei Lungenerkrankungen die Atemtherapie eine besondere Rolle.
Atemtherapie
Lungenerkrankungen können das normale Ein- und Ausatmen auf unterschiedliche Arten beeinträchtigen.
Ein häufiges Problem ist, dass die Atemwege verengt sind und die Luft nicht mehr gut strömen kann. Ein anderes häufiges Problem ist, dass von der Schleimhaut der Lunge besonders viel Sekret oder ein besonders zähes Sekret gebildet wird.
Bei beiden Problemen können Atmungstherapeuten helfen. Atmungstherapeuten sind Physiotherapeuten mit einer besonderes spezialisierten Ausbildung für Lungenerkrankungen. Wie können dir Atmungstherapeuten konkret helfen?
Bei der Lungenerkrankung COPD gibt es zum Beispiel die Technik der „Lippenbremse“. Diese Technik hilft dir besonders beim Ausatmen, damit die eingeatmete Luft den Brustkorb wieder ungehindert verlassen kann. Du lernst diese spezielle Technik, damit du sie jederzeit anwenden kannst, wenn du sie brauchst.
Ebenfalls bei der COPD, aber auch bei anderen Lungenerkrankungen, ist Sekret ein Problem, wenn es die Bronchien verstopft. Einerseits kann die Luft dann nicht mehr so gut ein- und ausströmen. Andererseits können sich in dem Sekret Bakterien sammeln, die dann Infekte auslösen können.
Mithilfe bestimmter Techniken und Hilfsmittel helfen dir Atmungstherapeuten dabei, Sekret besser abzuhusten.
Wenn die Luft gut strömt, kann es trotzdem sein, dass zu wenig Sauerstoff im Blut ankommt. Dann kann eine Sauerstofflangzeit-Therapie notwendig sein.
Sauerstofflangzeit-Therapie
Bei manchen Lungenerkrankungen kannst du das Gefühl haben, keine Luft zu bekommen, obwohl der Sauerstoffgehalt im Blut normal ist. Es kann aber auch sein, dass du niedrige Sauerstoffwerte hast und es fast gar nicht bemerkst. Beides ist möglich.
Die Gabe von zusätzlichem Sauerstoff in einer Sauerstofftherapie wirkt nur, wenn der Sauerstoffwert im Blut niedrig ist und wenn er durch zusätzliche Gabe von Sauerstoff ansteigt. Den zusätzlichen Sauerstoff kannst du auf unterschiedlichen Wegen erhalten.
Sauerstoffkonzentrator - schnell erklärt
In der Umgebungsluft befinden sich 21% Sauerstoff. Die restliche Umgebungsluft besteht aus anderen Gasen. Ein Sauerstoffkonzentrator konzentriert den Sauerstoff aus der Umgebungsluft und reichert so die eingeatmete Luft mit zusätzlichem Sauerstoff an. Das hilft dir, mehr Sauerstoff pro Atemzug in deinen Körper aufzunehmen.
Den Sauerstoff, den du zusätzlich einatmest, nimmt das Gerät aus der Umgebungsluft. Um den Sauerstoff aus der Umgebungsluft zu filtern und zu komprimieren, benötigt das Gerät Strom. Es gibt große Sauerstoffkonzentratoren, die du zu Hause verwendest und die dauerhaft Strom aus der Steckdose benötigen.
Daneben gibt es aber auch kleinere Konzentratoren, die über einen Akku verfügen. Der Vorteil von Sauerstoffkonzentratoren ist, dass der Sauerstoff aus der Umgebungsluft genutzt wird. Ein Nachteil ist, dass mit dieser Technik nur eine bestimmte Menge an Sauerstoff angereichert werden kann.
Wenn eine Sauerstofftherapie mit einem Sauerstoffkonzentrator für dich nicht die richtige Wahl ist, benötigst du vielleicht eine Flüssigsauerstofftherapie.
Behandlung mit Flüssigsauerstoff
Flüssigsauerstoff wird in speziellen Tanks oder Flaschen gelagert. Diese Tanks oder Flaschen werden regelmäßig aufgefüllt. Wenn du eine Sauerstofftherapie mit Flüssigsauerstoff erhältst, wirst du regelmäßig, in der Regel einmal in der Woche, mit Flüssigsauerstoff beliefert.
Die Tanks oder Flaschen sind so klein, dass du sie gut in deiner Wohnung aufbewahren kannst. Wenn du häufig unterwegs bist, gibt es dafür spezielle tragbare Sauerstoffflaschen.
Für beide Arten der Sauerstofftherapie (Sauerstoffkonzentrator und Flüssigsauerstoff) gilt, dass die Kosten dafür von der Krankenkasse oder Krankenversicherung übernommen werden, wenn dein Arzt die Sauerstofftherapie verordnet.
Dein Arzt legt außerdem fest, für wie viele Stunden am Tag du die Sauerstofftherapie nutzen solltest. Das hängt von der Art der Erkrankung ab. In der Regel macht eine Sauerstofftherapie nur Sinn, wenn sie über mindestens 16 Stunden pro Tag angewendet wird. Wenn du eine Sauerstofftherapie benötigst, kann dein Arzt mit dir die Details besprechen.
Manche für deine Behandlung notwendigen Maßnahmen und Entscheidungen kann dein Arzt vielleicht nicht alleine treffen. Dann bindet er weitere medizinische Kollegen ein.
Überweisung zu weiteren Behandlungen
Damit diese Kollegen bereits informiert sind, an welcher Stelle in der Diagnostik oder Behandlung sie ansetzen können, schreibt dein Arzt eine Überweisung. Die Überweisung dient den weiterbehandelnden Kollegen außerdem dazu, die Behandlung mit der Krankenkasse abzurechnen.
Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn dir dein Arzt die Behandlung zur Rauchentwöhnung nahe legt.
Behandlung durch Rauchentwöhnung
Konsequentes Nichtrauchen ist eine der wichtigsten Maßnahmen für deine Lungengesundheit. Wenn du schon seit vielen Jahren rauchst, ist es nicht einfach, aufzuhören. Vielleicht hast du schon häufiger versucht, mit dem Rauchen aufzuhören und es nicht dauerhaft geschafft?
Viele Menschen schaffen es ohne fremde Hilfe nicht, mit dem Rauchen aufzuhören. Dafür gibt es dann Experten, die dich bei der Rauchentwöhnung unterstützen. Gemeinsam mit dir finden sie die beste Methode, die für dich zum Erfolg führt.
In den folgenden Links erfährst du mehr zur Rauchentwöhnung und über E-Zigaretten:
https://www.pneumologie.de/tabakentwoehnung-und-e-zigarette
Die Rauchentwöhnung ist eine sehr konkrete Maßnahme. Wenn du mehrere Ziele gleichzeitig angehen willst, kann vielleicht eine Rehabilitation notwendig sein.
Behandlung durch Rehabilitation
Bei einer Rehabilitation werden dir viele Maßnahmen angeboten, die deine Gesundheit unterstützen. Dazu gehören Atemtherapie, Physiotherapie und Schulungen.
Rehabilitationen gibt es ambulant oder stationär. Für chronische Lungenkrankheiten sind Rehabilitationen wichtig. Hier wird untersucht, was du unter optimalen Bedingungen erreichen kannst.
Vielleicht geht es bei dir aktuell aber gar nicht darum, wie du deinen Gesundheitszustand ausbauen kannst, sondern du bist akut schwer krank. Dann kann eine stationäre Behandlung notwendig sein.
Die stationäre Behandlung
Dein Arzt in der Praxis kann viele ambulante und medikamentöse Behandlungen verordnen und auf den Weg bringen. Für manche Erkrankungen, die besonders schwer oder besonders akut sind, kann manchmal auch eine stationäre Behandlung notwendig sein. Dafür ist es hilfreich, mit speziellen Lungenkliniken zusammenzuarbeiten.
Solche spezialisierten Fachkliniken sind eine besonders gute Möglichkeit, um die hohe Behandlungsqualität in der ambulanten Medizin auch stationär aufrechtzuerhalten.
Zusammenfassung
Viele unterschiedliche Arten von Beschwerden können dich zum Arzt führen. Genauso unterschiedlich wie die Beschwerden sind auch die möglichen Therapien.
Medikamente sind oft notwendig und stellen die Grundlage der Behandlung dar. Neben Medikamenten gehören aber auch andere Maßnahmen zu einer ganzheitlichen Therapie. Dazu gehören bei Lungenkrankheiten besonders Impfungen, Physiotherapie, Atemtherapie und eine Langzeitsauerstofftherapie.
Allerdings erfordert nicht jede Normabweichung bei einer Untersuchung eine Behandlung. Manche Untersuchungsbefunde sind nicht krankhaft, müssen aber regelmäßig kontrolliert werden.
Gemeinsam mit dir die Entscheidung zu treffen, wann eine Erkrankung mit welchen Maßnahmen behandelt werden muss oder wie lange man Veränderungen in einer Untersuchung beobachtet, ist die Aufgabe deines Lungenarztes.